2.6.24

Zu schnell unterwegs

Ja, Dr. Schräg am Apparat!

Anrufer: Hallo Herr Doktor, ich wollte mich mal mit Ihnen austauschen.

Dr. Schräg: Ja, bitte!

Anrufer: Also, ich bin vorbestraft, aber sonst geht’s mir gut.

Dr. Schräg: Sie sind vorbestraft und es geht Ihnen gut.

Anrufer: Ja, das stimmt. Manchmal denke ich, dass alles viel zu schnell gegangen ist.

Dr. Schräg: Alles ist zu schnell gegangen.

Anrufer: Ja. Wissen Sie, ich bin nämlich ein Kapitän.

Dr. Schräg: Sie meinen, Sie sind ein richtiger Kapitän und haben ein Schiff?

Anrufer: Nein, nein. Ich bin, nee, ich war mal ein "Kapitän der Landstraße" und immer verdammt schnell unterwegs. Das können Sie mir glauben.

Dr. Schräg: Sie waren also Fernfahrer. Interessant!

Anrufer: Ja, und schnell war ich. Das hat auch mein Chef immer gesagt. Freddy hat er gesagt, du bist der Schnellste.

Dr. Schräg: Aber ist das nicht gefährlich, ich meine, so mit 40 Tonnen im Rücken? Und dann steht nachts plötzlich ein Reh auf der Straße.

Anrufer: Wenn’s doch nur ein Reh gewesen wäre, aber es war eine Frau.

Dr. Schräg: Und da wollten Sie höflich sein und haben angehalten.

Anrufer: Genau! Wie die Frau da so hilflos am Fahrbahnrand stand und mir zuwinkte, da konnte ich gar nicht anders.

Dr. Schräg: Sie konnten nicht anders.

Anrufer: Sie hatte übrigens nur Stiefel an und sonst nichts. Und bei kaltem Wetter ist das für einen Spaziergang zu wenig und für die Gesundheit ist es auch schädlich. Finden Sie nicht?

Dr. Schräg: Ja, das finde ich auch.

Anrufer: Sehen Sie, und genau deshalb bin ich sofort in die Eisen gegangen…äh, habe heftig auf die Bremse getreten. Aber das hätte ich lieber nicht tun sollen.

Dr. Schräg: Das verstehe ich jetzt aber nicht ganz. Sie wollten der Dame doch helfen.

Anrufer: Ach, das war überhaupt keine Dame. Das war ein Lockvogel.

Dr. Schräg: Ein Lockvogel?

Anrufer: Als ich nämlich meinen Brummi zum Stehen gebracht hatte und ich wieder rausguckte, da war sie weg.

Dr. Schräg: Sie war weg?

Anrufer: Ja, aber dafür standen zwei Kerle da und zielten mit ihren Knarren auf mich. Da habe ich natürlich sofort wieder Gas gegeben. Nicht zu wenig, das können Sie mir glauben.

Dr. Schräg: Das glaube ich Ihnen aufs Wort. Und was ist dann passiert?

Anrufer: Die beiden Typen sprangen zur Seite und mein 40-Tonner raste nur ganz knapp an ihnen vorbei.

Dr. Schräg: Sie waren bestimmt froh, dass es alles in allem doch noch so gut für Sie ausgegangen ist.

Anrufer: Ja, das hat aber nicht lange vorgehalten. Und wenn Freddy erst mal schlechte Laune hat, dann … Übrigens, das hat mein Chef auch immer zu mir gesagt. Freddy, wenn du erst mal schlechte Laune hast, dann …

Dr. Schräg: Dann?

Anrufer: Tjaa … ich habe meinen Brummi an der nächsten geeigneten Stelle gewendet und bin zurückgefahren.

Dr. Schräg: Sie sind wieder zurückgefahren, hatten Sie denn gar keine Angst?

Anrufer: Nein, ich war ja wütend.

Dr. Schräg: Und was geschah dann? Und warum sind Sie jetzt eigentlich vorbestraft?

Anrufer: Weil ich zu schnell war und jemand überfahren habe. Ich war zeitlich gesehen doch schon ziemlich im Rückstand und musste mich jetzt beeilen.
Hätten denn Sie angehalten, als nach der Umkehr an der gleichen Stelle wieder eine nackte Frau am Fahrbahnrand winkte? Ich jedenfalls nicht und versehentlich bin ich dann wohl etwas zu weit nach rechts abgekommen.

Dr. Schräg: Sie sind etwas abgekommen. Also, wenn ich mir das so überlege … Nein, ich hätte auch nicht angehalten. Und vielleicht wäre auch ich ein kleines bisschen zu nahe an sie rangefahren - aus Versehen natürlich!

Anrufer: Danke, Herr Doktor Schräg!

Dr. Schräg: Gern geschehen!



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